Am Montag, 13. Oktober 2025, sahen wir uns als AStA gezwungen, Flyer der Hochschulgruppe „Campus Connect“ aus den diesjährigen Ersti-Tüten zu entfernen.
„Campus Connect“ ist eine akkreditierte Hochschulgruppe der Universität des Saarlandes und eine der fünf aktiven Hochschulgemeinden auf dem Campus. Auf ihrem Instagram-Profil rief die Gruppe am 15. November 2024 zur Teilnahme am sogenannten „Marsch für das Leben“ auf. Dieser „Marsch“ wird in Saarbrücken seit Jahren von rechtsextremen Kräften unterwandert, was von den Organisatoren nicht nur toleriert, sondern aktiv gewünscht wird. Im letzten Jahr sprach auf der Demonstration beispielsweise ein Pater der Piusbruderschaft, die keinen kanonischen Status in der römisch-katholischen Kirche besitzt, von der sich der Vatikan aktiv distanziert und die viele Kontakte in die rechtsextreme Szene pflegt. Laut eines Berichts des SR fiel die Bruderschaft in jüngerer Vergangenheit zudem immer wieder durch antisemitische wie auch menschen- und demokratiefeindliche Aussagen auf. Die GEW berichtet außerdem von der Queerfeindlichkeit der Piusbrüder sowie von ihrer Offenheit für Verschwörungstheorien. Gegen einen weiteren Redner, der in den letzten Jahren beim „Marsch für das Leben“ in Saarbrücken aufgetreten ist, laufen aktuell Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Grund dafür waren Vergleiche von Abtreibungen mit dem Holocaust. Der offizielle Veranstalter, das „Aktionskomitee Christen für das Leben“ dagegen fiel vor allem während der Corona-Pandemie negativ auf, als man Verschwörungstheorien teilte, die aussagten, dass in Covid-Impfstoffen angeblich Zelllinien von per Kaiserschnitt entbundenen Babys verwendet werden.
Aufgrund der dargelegten Tatsachen und der geringen Größe des „Marsches“ – im letzten Jahr waren es laut Saarländischem Rundfunk weniger als 200 Teilnehmer:innen – sehen wir den Aufruf zur Teilnahme an dem „Marsch für das Leben“ durch Campus Connect als eine bewusste Entscheidung, mit den oben genannten Gruppierungen Seite an Seite auf der Straße zu stehen.
Neben des erfolgreichen Akkreditierungsverfahrens durch die Universität des Saarlandes, welches allein schon grundsätzlich wegen der hohen Hürden im Akkreditierungsverfahren für eine Unauffälligkeit der Gruppe spricht, wurde zudem die Website der Gruppe vorab überprüft, um sich ein Bild von der Gruppierung zu machen. Hierbei ergaben sich keine Anhaltspunkte für die genannten Vorwürfe, weshalb einer Beigabe von Flyern durch die Gruppe zunächst stattgegeben wurde. Im Zuge des Packens der Tüten wurden wir dann allerdings auf den oben erwähnten Sachverhalt aufmerksam gemacht – dies hätte uns bereits zu einem früheren Zeitpunkt auffallen müssen. In Zukunft sollten die Inhalte der Ersti-Tüten früher und genauer geprüft werden.
Aus diesem Grund haben wir selbstverständlich direkt das Gespräch mit der Hochschulgruppe gesucht. Wir haben eine klare Distanzierung von der Piusbruderschaft sowie von dem „Marsch für das Leben“, wie er in Saarbrücken veranstaltet wird, gefordert. Diese Distanzierung folgte dann auch per Instagram-Post am 10. Oktober. Der Forderung, den Aufruf zur Veranstaltung aus dem letzten Jahr zu löschen kam Campus Connect allerdings nicht nach. Nachdem wir als AStA aus diesem Grund am Montag, 13. Oktober, gemeinsam die Entscheidung getroffen haben, die Flyer aus den Ersti-Tüten zu entfernen, wurde der Instagram-Post mit der Distanzierung vom „Marsch für das Leben“ direkt wieder offline genommen. Der zeitliche Zusammenhang lässt Fragen zur Verbindlichkeit der Distanzierung offen.

